Geschichte der 7 künischen Dörfer (Teil 4)

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Bevor wir nun mit dem „österreichischen Intermezzo“ weiterfahren, blicken wir noch auf das geschichtliche Szenario, das sich uns vom Hoch- bis zum ausgehenden Mittelalter in unserem Landstrich darbringt. Das hochmittelalterliche Hochstift Passau war ein kleines Fürstentum. Jedes Kind kennt Richard Löwenherz. Indirekt hat es mit ihm und der Treue zum Kaiser zu tun, dass die Passauer Bischöfe die Reichsfürstenwürde erlangten. Als Dank für das „treue bischöfliche Wirken“ in den Verhandlungen um die Freilassung von Richard Löwenherz nach der Rückkehr des Kreuzzuges bekam das Hochstift Passau 1193 die Vogtei über das Kloster Niedernburg. Die Bischöfe waren somit Landesherren geworden. Hinzu kamen weitere Herrschaftsrechte über die Stadt Passau sowie im nördlichen Donauraum.

Das Hochstift Passau lag eingekapselt zwischen drei aufstrebenden Mächten. Aufgrund der Lage, der Sitz des Bischofsstuhles und wegen der Handelsbeziehungen, die über den Goldenen Steig abgewickelt wurden, war es für Österreich, Bayern und Böhmen von großer Bedeutung.

1156 war Österreich Herzogtum geworden, konnte jedoch keinen eigenen Bischofssitz aufweisen. Weltliche und kirchliche Herrschaft gingen zu dieser Zeit Hand in Hand: Entweder man einigte oder man bekämpfte sich. Immer wieder wurden Unternehmungen durch die Passauer zurückgewiesen, auf österreichischem Boden einen Bischofststuhl zu etablieren. So konzentrierte sich die österreichische Politik auf die Passauer Kirche. Man strebte danach, die Diözese unter österreichische Kontrolle zu bringen. Nach dem Erlöschen des Geschlechtes der Babenberger führte das Haus Habsburg diese Bestrebungen weiter.

Passau musste hinnehmen, dass die Habsburger auch im Mühlviertel ihre Macht ausbauten:
Feste und Herrschaft Falkenstein an der Ranna wurden 1289 besetzt und waren von da an österreichisch.

1180 gelangten in Bayern die Wittelsbacher an die Regierung. Dies geschah zu einer Zeit, da jedes große Geschlecht, egal ob weltlich oder geistlich, versuchte, die eigene Herrschaft auszubauen. Zwischen den Wittelsbachern und den Passauer Bischöfen ergab sich zunächst eine Zusammenarbeit, die sich aber durch den Expansionsdrang der Bayern zunichte machte. Bischof Otto von Lonsdorf versuchte gemeinsam mit dem Böhmenkönig Ottokar Przemysl (zu dieser Zeit auch österreichischer König), den Bayern Einhalt zu gebieten. Dies scheiterte jedoch 1257. Die wittelsbachischen Lande reichten nun bis unmittelbar von die Tore Passaus und in den Bayerischen Wald.

Die Passauer unterstützten daraufhin den neuen österreichischen Herrscher Rudolf von Habsburg im Kampf gegen König Ottokar.

Diese isolierte Lage zwischen den drei südostdeutschen Mächten zwang die Passauer Bischöfe dazu, das vorhandene Land bestmöglich auszubauen, eine Infrastruktur zu schaffen, Wald zu roden.
In diese Zeit fällt auch die Zunahme von bebautem Land. Die landwirtschaftliche Technik macht Fortschritte, die Verpflegung der Bevölkerung konnte verbessert werden. Als Folge stiegen die Bevölkerungszahlen, mehr Menschen zogen in bürgerliche Siedlungen. Gerade in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erlebten diese einen enormen Wachstumsschub. Im Passauer Diözesansprengel stieg die Anzahl bürgerlicher Siedlungen um das Dreifache.