Geschichte der 7 Künischen Dörfer (Teil 16)

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Fürstbischof Leopold Ernst Graf von Firmian

1765 wurden die sieben künischen Dörfer (zur Erinnerung: Heindlschlag, Wollaberg, Jandelsbrunn, Aßberg, Rosenberg, Grund und Hintereben)  und Wildenranna von Fürstbischof Firmian durch Unterzeichnung eines Staatsvertrages mit Österreich zurückgekauft.  Schloß Rannariedl und Falkenstein blieben unter österreichischer Landeshoheit.
Wer war dieser Leopold Ernst Graf von Firmian?
Ein Fürstbischof zwischen barocker Lebensfreude und vernunftbetonter Aufklärung. Die Lebensdaten sind sehr gut dokumentiert: geboren am 22. September 1708 in Trient, gestorben am 13. März 1783 in Passau. Hineingeboren in das alte Südtiroler Adelsgeschlecht derer von Firmian, die ihre Leidenschaft für die Jagd bereits in ihrem Familienwappen mit zwei Hirschstangen zeigten. Bekannt wurde er wegen dieser Leidenschaft auch als „Nimrod im Purpurgewand“.
Der junge Leopold Ernst studierte am Germanicum in Rom, wo er mit den Jesuiten in Kontakt kam, die im Bildungssystem Europas eine große Rolle spielten. Eine weitere große Rolle spielten die Jesuiten bei der „Gegenreformation“, die die Rückkehr zur Katholischen Lehre und die Abwendung vom Protestantismus zum Ziel hatte.
In späteren Zeiten suchte Ernst v. Firmian  den Kontakt zum Dominikanerorden und machte sich mit kirchenreformerischen Kreisen vertraut, die die Ausübung der Seelsorge an vorderste Stelle setzten.
Der junge Firmian machte kirchenpolitisch zielstrebig Karriere. Nach seiner Tätigkeit als Domherr, Domprobst und Dekan des Metropolitankapitels in Salzburg wurde ihm 1739 die Bischofswürde von Seckau anvertraut. Kaiserin Maria Theresia von Österreich war eine große Förderin von Firmian, er war für sie ein enger und reformfreudiger Ratgeber. 1763 schließlich übernahm er das – mittlerweile exemte – Fürstbistum Passau, 1772 wurde er zum Kardinal ernannt.  Der Wahlspruch des sittenstrengen Bischofs war „non vi, sed amore“ (Durch liebende Zuwendung, nicht mit Zwang). Diese Zuwendung nahm der hochgebildete  und fromme Mann sehr ernst. Dem Volk sollte ein stärkerer Zugang zur Kirche ermöglicht werden, u. a. durch eine nationalsprachliche Heilige Schrift und Liturgie. So sollten Irrlehren (man kam aus der Zeit der Hexenverbrennungen) im Sinne der Vernunft  Abhilfe geschaffen werden, geistliche Schauspiele sowie Prozessionen u. ä. wurden sanktioniert. Die hohe Anzahl von 90 kirchlichen Feiertagen wurde reduziert. Dem Aberglauben wurde behutsam seelsorgerische Aufklärung entgegengesetzt. Firmian wird auch als die treibende Kraft hinter Kaiserin Maria Theresia gesehen, als sie 1774 die allgemeine Schulpflicht einführte.
Ein wichtiger Grundstein des kirchenreformerischen Ansatzes war die Ausbildung von Weltpriestern (= dem Bischof unterstehend) im 1762 gegründeten Alumnat in Passau. Hierauf legte er größtes Augenmerk, suchte eigenhändig Lehrer aus und schrieb auch die Statuten eigenhändig nieder. Es war ihm ein Anliegen, die Wissenschaften nicht allein der veralteten Methodik der Jesuiten zu überlassen.  Firmian gilt als der Begründer der fürstbischöflichen Akademie  für Theologie, Philosophie sowie einer juristischen Fakultät ebenso wie eines Krankenhauses.
Eine Voraussetzung für die seelsorgerische Tätigkeit war ein Wissen um den Zustand der Pfarreien.
Bereits zehn Jahre nach Amtsantritt hatte Firmian einen Großteil seiner Pfarreien besucht. Das damalige Bistum war mit Besitzungen in Ober- und Niederösterreich wesentlich größer als die heutigen 5400 Quadratkilometer. So veranlasste er den Ausbau des Straßennetzes Neuburg – Passau und Passau – böhmische Grenze (etwaiger Verlauf der B12).
Förderlich für die Pfarrbesichtigungen dürfte die große Jagdleidenschaft von Firmian gewesen sein. Den größten Teil des Jahres verbrachte er auf seinen Jagdschlössern u.a. in Neuburg am Inn, Wolfstein, Thyrnau, aber auch in Wollaberg errichtete er sich 1765 ein Jagdschlößchen. Weiteres aus dem Leben Firmians und seines Wirkens erfahren Sie im nächsten Künischen  Boten.

Fortsetzung folgt…

Gabriele Wilhelm

Quellen: Das Bistum Passau und seine Geschichte,  Reihenfolge der Bischöfe/Bistum Passau
               Der Neuburger Wald, E. Thumbach, OHM - Bischof Leopold von Firmian 1 von Unbekannt