Geschichte der 7 künischen Dörfer (Teil 10)

Startseite » Das Gemeindegebiet Jandelsbrunn » Geschichte der 7 künischen Dörfer (Teil 10)

Neben dem Getreideanbau und Kauf war für das Überleben der Bauern Gras und Heu wichtig. Vier Ochsen, vier Kühe und 8 Jungrinder mussten ihr Futter haben. Drei Tagwerk Wiesen gehörten zu einem Lehen; davon konnten die Tiere nicht ernährt werden. So wurden die Wiesen, besonders die hinter dem Haus liegende Howat (Hofwiese) sorgfältig gewässert, um sie so ertragreich wie möglich zu machen. Brachliegende Felder (Dreifelderwirtschaft) wurden nach dem Einbringen der Ernte gemeinschaftlich geweidet. Bis in die Neuzeit wurde dieses Brachweiderecht von den Bauern eingefordert: Die eigenen Kühe trieb man auf die Wiesen der Nachbarn. Man kann sich vorstellen, dass dies nicht immer einvernehmlich vonstatten ging. Auch die Wasserrechte wurden strikt überwacht und bei Nichteinhalten immer wieder Prozesse geführt.

Eine zusätzliche Futterquelle bildeten die Ochsenweiden, meistens Weiden im Wald. Der Dorfhirte, der von den Bauern Lohn (z. T. auch Kost und Wohnung) erhielt, blies morgens ins Horn: darauf kamen alle Ochsen aus dem Stall und wurden auf die Weide getrieben. Für Jandelsbrunn war diese Weide auf dem Zielberg, für Wollaberg war es Neuwaid und für Heindlschlag lag die Weide neben der Straße nach Mitterau.

Einzelne Bauern pachteten noch Weiden bei ihrem Lehensherrn. Auch dies waren meistens Waldweiden, für die auf drei Jahre ein Rämbrecht (Nutzung als Weide oder Acker) bestand und Zehent gezahlt werden musste. Im vierten Jahr musste sie wieder brach liegen.

Ähnlich den Bauern aus dem Land der Abtei hatten die "Künischen" als Haupteinnahmequelle die Viehzucht. Die Säumer, die auf den Goldenen Steigen gen Böhmen bzw. Passau zogen, mussten versorgt werden, der Fleischbedarf war sehr hoch. Zudem wuchs die Bevölkerung in Passau und Linz stetig an: auch hier mussten die Stadtbewohner vom Land aus mit Fleisch versorgt werden. Sowohl Haertel als auch Schmöller sprechen von großen Viehmärkten im Abteiland. Händler aus den großen Reichsstädten wie Augsburg, Regensburg, Nürnberg und sogar aus Italien waren zugegen.

Besonders begehrt waren neben dem Butterschmalz die Ochsen. Nach dem Einbringen der Ernte im Herbst wurden die Ochsen gemästet und verkauft. Das spärliche Heu brauchte man für das Milchvieh. Dieses brachte man über den Winter, weil man es zur Eigenversorgung brauchte. Pro Lehen waren zwei Paar Ochsen üblich, die als Zugtiere verwendet wurden. Ein Paar wurde verkauft, ein Paar wurde über den Winter behalten. Pferde waren selten, diese waren in späterer Zeit mehr als Statussymbol zu sehen.

Den Erlös aus dem Verkauf benötigten die Bauern, um die Abgaben an den Grundherren zu tätigen. Oftmals wurde auch Geld benötigt, um Brotgetreide aus Böhmen zuzukaufen. In den kurzen und oftmals zu kühlen Sommern reifte nur wenig Getreide heran oder reifte überhaupt nicht aus. Vom 15. bis ins 19. Jahrhundert hinein spricht man von der "kleinen Eiszeit". Besonders kalte Zeitabschnitte waren von 1570 bis 1630 und von 1675 bis 1715 zu verzeichnen. Aus dieser Zeit gibt es schriftliche Zeugnisse, die von der Not der Bauern sprechen, von Schulden, die wegen Getreidekauf gemacht wurden, von dem Verkauf der Tiere, um Brot für den Winter zu haben.

Was vom eigenen Jungvieh für das nächste Jahr nicht nachgezogen werden konnte, wurde in den Künischen Dörfern hauptsächlich über den Klafferwald aus Ungarn eingeführt. Der "Ungarsteig" zeugt noch von dieser Begebenheit. Die Herrschaft auf Rannariedl ließ sich dieses Geschäft nicht entgehen und forderte eine Ochsenmaut. Man siehe: Dies ist keine Erfindung der Neuzeit.