Geschichte der 7 künischen Dörfer (Teil 9)

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22 Tagwerk umfasste ein Lehen, dass unsere Vorfahren in den Künischen Dörfern pachten konnten. Unvorstellbar für uns heute, wie sie ohne schweres Gerät, ohne Bulldog, Radlader, Bagger den vorhandenen Urwald roden konnten. Die Bäume fällen war vielleicht noch die leichteste Aufgabe; die Wurzelstöcke und die großen Granitquader aus dem Boden zu bekommen und zu transportieren ist uns fast unverständlich. Das noch dazu in einem Gebiet, wo das Wetter oftmals Kapriolen schlug, es viel regnete und der Winter länger dauerte als Andernorts.

1580 verkaufte der Salburger auf Rannariedl 147 Wiesörter und "etliche 100 Rämreut" mit der Erlaubnis, darauf Häuser zu bauen. Das war der Grundstein für die Entstehung der "Häusler" sowie weiterer Waldrodung und Siedlungsgebiete.

Nur Roggen (Korn) und Hafer gediehen in dem sonst für Getreideanbau ungeeignetem Gebiet. Viel Wald und Sumpf brachten dem empfindlichen Getreide durch viel Frost Schaden. Neben Brein (Hirse) wurde nach 1500 Heidenkorn (Buchweizen) angebaut. Die Kreuzfahrer hatten dies aus der Türkei mitgebracht, daher auch der Name.

Hirse gedieh am besten auf neu gerodetem Boden, weshalb er in alten Zehentbeschreibungen oft erwähnt wird. Daraus wurde mit Milch nahrhafter Brei gekocht, deshalb der umgängliche Name "Brein". Wenn die Bauern auf weit entlegenen Felder arbeiteten, wurde ihnen der Brei als Mittagessen nachgetragen, weil der sich am längsten warm hielt. An hohen Festtagen schüttete man den gesottenen Brei auf ein Tuch, kühlte ihn aus, stückelte ihn und anschlieflenden backte man ihn in Schmalz aus. Dies galt als Gaumenschmaus. Doch auch aus Gerste, Hafer und Buchweizen wurde Brei gekocht. Bereits 1768 wurde in der Grafschaft auch die Kartoffel angebaut, die dann nach und nach Hirse und Buchweizen verdrängte.

Gekocht wurde in großen Eisenkessel über offenem Feuer, zu späteren Zeiten in geschlossenen Kachelöfen oder noch später in geschlossenen Herden. Als Rauchfang diente ein Loch in der Stubendecke. Durch das offene Feuer in der "Rußkuchl" erhielten die Deckbalken, die Treim, die charakteristische schwarze Farbe. Auch die Kienspäne aus Föhren- oder Birkenholz rußten mehr, als dass sie Helligkeit abgaben. Für die Ställe gab es Öllampen, die mit Leinöl aus Flachssamen gefüllt waren. Interessant zu erwähnen ist auch die Art und Weise, wie Feuer gemacht wurde: man benötigte Zunder und Feuersteine. Zunder gewann man aus einer schwammartigen Masse aus alten Buchen. Diese wurde gekocht, und mit einem Stein zu einer fingerdicken Haut geklopft. Bei Bedarf riss man sich ein Stück ab, legte sie auf einen Feuerstein und schlug mit dem anderen Feuerstein so lange darauf, bis der Zunder zu glimmen begann. Dann wurde er mit einem ausgehöhltem Holunderrohr so lange angeblasen, bis er brannte.

Große Bedeutung hatte der Flachsanbau. Zum einen diente er der Herstellung eigener Kleidung, zum anderen bot er in späterer Zeit eine der wenigen Möglichkeiten, Geld zu verdienen. In der langen Winterzeit wurde deshalb sowohl von Frau als auch Mann gesponnen. Mit Spinnrocken und Spinnrad ging man zu den Nachbarn auf Rockaroas. Es wurde erzählt, gesungen und Neuigkeiten ausgetauscht. Für die Störweber gab es im Bauernhaus einen Webstuhl. Im Sommer wurde dann die Leinwand auf den Wiesen gebleicht. Auf einem der 12 Garnmärkte in Waldkirchen konnten Garn und Leinwand verkauft und zu Geld gemacht werden. Die Händler verkauften wiederum bis nach Italien, Holland und an den Rhein. Für die Menschen im Woid eine der wenigen Einnahmequellen, bis das Aufkommen der Maschinenweberei um 1840 dieses Einkommen stark reduzierte. Roasen, wie sie heute noch gepflegt werden, zeugen als Überbleibsel dieser Vergangenheit.