Geschichte der 7 künischen Dörfer (Teil 13)
In den letzten Ausgaben des Künischen Boten wurde eingehend das tägliche Leben unserer Vorfahren betrachtet. Nun wandern wir weiter im geschichtlichen Lauf der Zeit.
Seit 1506 ist die Herrschaft Rannariedl, der die Künischen Dörfer angehören, Österreich zugehörig. Für die Einwohner dürfte es zwar das tägliche Leben nicht einfacher gemacht haben, aber des weiteren auch nicht von zu großer Bedeutung gewesen sein, da man zum einem an die Herrschaft und zum anderen an den Bischof orientiert war.
Im 16. Jahrhundert wechselten die Pfleger der Herrschaft mehrmals, bis 1590 Heinrich Salburger zunächst als Pfleger und schließlich als Besitzer erscheint. Die Salburger hielten sich bis zum Rückkauf durch Bischof Firmian 1765.
Die Salburger waren für die Besiedlung unseres und auch des Wegscheider Raumes sehr prägend.
Der erste Salburger, Heinrich, hatte zwei auffallende Eigenschaften. Zum einen wird er als „eifriger Protestant“ beschrieben. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts hatte sich auch in unserem Gebiet der lutherische Glaube stark ausgebreitet. Der katholische Glaube lag brach: die Passauer Bischöfe hatten z. T. nicht einmal die geistlichen Weihen für ihr Amt und legten die Betonung verstärkt auf „Fürst“, weniger auf Bischof. Dieser Missstand zog sich bis in die unteren Reihen durch. Zum einen hatte man in den Pfarreien einen starken Priestermangel zu verzeichnen. Einem Bericht von 1533 zufolge werden in einer Zeit von vier Jahren nur fünf Priester geweiht. Die vorhandenen Priester betreuten eine Hauptpfarre, die entlegeneren Orte ließen sie durch schlecht ausgebildete, unterbezahlte und desinteressierte Vikare betreuen. Das katholische Leben kam praktisch zum Erliegen, der sittliche Verfall war groß. Der lutherische Glaube kam nicht von ungefähr zu dieser Zeit in unser Gebiet und fasste Fuß. Bei der Generalvisitation zur Herstellung der katholischen Lehre 1558 in den süddeutschen Landen wurde festgestellt, dass seit Menschengedenken in zahlreichen Pfarreien die Firmung nicht mehr gespendet worden war. Aus diesen Gründen wurde fortan die Pfarre Waldkirchen immer mit Passauer Domherren besetzt. Die Einsetzung von „guten, katholischen Pfarrern“ stieß bei der Bevölkerung nicht unbedingt auf Gegenliebe. So mancher Pfarrer musste mit Waffengewalt eingesetzt werden. Auch der Salburger ließ den neuen katholischen Pfarrer seiner Kirche durch Bauern vertreiben.
Die zweite Eigenschaft des Heinrich Salburger war, den Ertrag der Herrschaft Rannariedl, nachdem er sie 1590 als Pfleger übernommen hatte, so schnell wie möglich zu steigern. Auch das blieb nicht ohne Folgen. Die Bauern beschwerten sich, erst 1581 bei dem Kauf durch den Herren Khevenhüller Lehengeld bezahlt zu haben. (Dieses Geld wurde fällig, wenn ein Erbe angetreten wurde oder auch wenn ein neuer Besitzer auf die Burg kam. Das Lehen musste neu genommen werden.) Nun verlangte aber der Salburger, der 1591 ja nur Pfleger aber nicht Besitzer war, wieder das Lehengeld. Waren es 1581 noch 576 Florin, verlangte der Salburger, der nicht einmal berechtigt war, 1265 Florin. Besonders dreist war er bei den Robotleistungen. Langsam ging man dazu über, anstatt der Arbeitsleistungen Geld zu bezahlen. Salburger wollte aber weder auf das eine noch auf das andere verzichten, also verlangte er beides von den Rechtlehnern, erhöhte noch gleichzeitig den Zehent.
Zu seiner Freude, aber zur Herrschaft Schaden – so heißt es – ließ er in den oberen und unteren Vorstwald 147 Wiesörter ausgegeben: nicht nur gegen den üblichen Grundzins, sondern auch gegen eine Kaufsumme dazu. Desweiteren etliche 100 Rämreut, um darein Häusl zu bauen. (So entstand der Begriff Häusler, die behausten Untertanen sind die Bauern im Dorf). Die Alteingesessenen befürchteten Grasdiebstahl auf den alten Waldweiden sowie eine Ausreutung des Gehölzes. Es werde nicht mehr genug Holz für alle dasein. Auch der Passauer Bischof, der in Verkaufsverhandlungen von Rannariedl mit dem Habsburger stand, beschwerte sich über die Abödung der Wälder. Manche Befürchtungen wiederholen sich...
Die Besiedlungspolitik der Salburger hatte aber auch positive Seiten, Fortsetzung folgt.
Gabriele Wilhelm
Quelle: Friedl Haertel, Leonhard Schmöller, Prandstätter: Durch Waldkirchens alte Zeit Wikipedia